Seit einiger Zeit gibt es im TV immer wieder die Werbespots für Männer, die keine Zeit oder keine Lust auf Shopping haben. Das wollte ich irgendwann mal ausprobieren. In der irrigen Annahme, ich könnte wenigstens von meinem zweiten Gehalt mal irgendwas für mich persönlich ausgeben, fiel die Wahl auf Grund der mich mehr ansprechenden Website auf Outfittery.
Nach einer problemlosen Anmeldung ging es an einen ziemlich umfangreichen Fragebogen, den ich bewusst nur mit den nötigsten Daten versorgt habe. Als Ergänzung wird einem ein persönliches Telefonat mit seinem Berater nahegelegt. Dies hätte ich sogar gerne in Anspruch genommen, aber war zeitlich bisher nicht drin.
Am Freitag kam dann ohne weiteren Kontakt mein Paket. Dies hatte ich allerdings auch erwartet. Warum sollte man sich einen potentiellen Kunden durch die Lappen gehen lassen?
Schon die Verpackung extra klasse. Der Inhalt ohne Frage auch.
Markenware ohne Ende.
Zwei komplette Outfits, eine Jacke, eine Weste und zwei Paar Schuhe lagen dem für mich persönlich ausgewählten Paket bei. Der erste Eindruck: ein wenig farblos. Wer mich kennt wird wissen, dass ich meinen Launen auch ab und zu mit kräftigen Farben ein wenig Ausdruck verleihe. Außerdem ist natürlich klar, dass ich auf Grund der derzeitigen unsicheren finanziellen Situation keines der teuren Teile behalten werde können.
Aber Anprobieren wird doch erlaubt sein.
So schaute ich erst einmal weiter nach, was ich noch alles schönes in dem Paket finden würde. Da die zweite Kombi sehr blaulastig ist, was mir so nicht unbedingt zusagt, ein „Pünktchen-Hemd“ dabei liegt (wer gestern Abend Take me Out auf RTL gesehen hat, wird wissen, dass die zumindest fragwürdig sind), welches auch noch ungleich schwieriger wieder in den Versandzustand zu bringen wäre und auch das Tageslicht sich langsam dem Ende näherte, entschied ich mich, lediglich die auf dem Bild rechte Kombi anzuprobieren.
Allerdings werde ich morgen telefonisch ganz freundlich anfragen, ob denn das zuviel verlangt sei, wenn ich die Kleidung auch noch anprobieren würde. Obwohl ich augenblicklich nichts davon behalten kann.
Ganz ehrlich: das ist ein ganz anderes Gefühl, als ständig mit (unFairer) Billigware klar zu kommen. Deswegen konnte ich es mir eigentlich auch gar nicht verkneifen, wenigstens einige der edlen Teile auszuprobieren. Wo ich doch das ein oder andere davon auch auf der Arbeit täglich hin- und herschaffe. Links auf dem Bild seht Ihr die Preisliste meines ersten Paketes. In der hintersten Spalte die Preise der Teile, die ich auf den Fotos an habe. Die vierhundert Euro sind also locker gesprengt.
Die spannendste aller Fragen bleibt bei online bestellten Kleidungsstücken immer dieselbe: was wird überhaupt passen? Bei mir stellt sich zur Zeit noch zusätzlich das Problem, dass mein Gewicht im Laufe einer Woche durchaus um drei Kilo schwanken kann, ich aber generell durch die Arbeit eher am Abnehmen bin. So habe ich die über Jahre eingependelten 83 kg längst unterboten und bin schon eher den Großteil der sieben Tage unterhalb der 80er Marke. Lediglich Sonntagabend liege ich immer deutlich darüber. Was den Anprobetermin zusätzlich mit Spannung versorgen könnte.
Die edlen Stück dann endlich ausgepackt, auseinandergefaltet und in der Hand überkam mich eine üble Vorahnung.
So schlank, wie die Fummel aussehen, bin ich höchstens in einem halben Jahr. Aber noch längst nicht heute. Aus der Vorfreude wurde eine dunkle Vorahnung.
Besonders die Boss Orange Basic Chino Slimfit Beige (beide Hosengrößen 32×32) ließ mich daran zweifeln, dass ich sie überhaupt heile bis oberhalb der Knie bekomme!
Und wurde ein weiteres Mal in meinem Leben eines besseren belehrt!
Der für meine Verhältnisse extrem schmale Schnitt ließ sich überraschen völlig problemlos über Füße, Knöchel und Knie ziehen. Große Augen bekam ich endgültig, als ich das vornehme Stück auch noch ohne den Bauch einzuziehen zumachen konnte. Die Hose passt wie für mich maßgeschneidert. Und auch wenn ich sie in der Grüße nicht mit nochmal drei Kilo mehr anprobieren möchte, ist in der 32er Weite immer noch volle Bewegungsfreiheit gegeben. Bei Hosen bin ich ja echt pingelig. Wirklich. Selten hat mich ein neues Kleidungsstück so überzeugt wie dieses. Höchstens die „501“, die mir ja auch irgendwie auf den Leib geschnitten ist. Mit dem Hilfiger Denim Buckle Belt 1 Brown rundet das Bild ein endlich mal wieder guter Gürtel mit ansehnlicher Schnalle ab.
Oben herum gibt´s dazu ein Tom Tailor Denim Plaited Slub Longsleeve Grey, wovon mir aber bei genauer Betrachtung jetzt wirklich aussagekräftige Fotos fehlen. Außerdem ein Jack & Jones Premium & Vintage Tyler Shirt Brown. Ein Hemd in der perfekten Mischung aus Unauffälligkeit und Qualität.
An den Füßen trägt der Tobi von heute Pantafola Dóro Prato Low Men Brown.
Nach meiner (ziemlich erfolgreichen) Erfahrung im Online-Schuhverkauf, halte ich es für sehr unwahrscheinlich, im Netz wirklich an meine Füße passende Schuhe zu finden. Ab und zu gelingt mir dieses Kunststück bei unbekannten Modellen. Tendenziell steigt hier die Passgenauigkeit gleichmäßig mit dem Preis des Schuhwerks an.
Zumindest diese Erkenntnis ließ mich hoffen, dass auch die letzten Teile des anprobierten Outfits genauso perfekt an meinen Körper passen würden, wie völlig überraschend bisher alle anderen.
Was soll ich sagen? Tatsächlich. Die Pantafola passen an meine recht eigenwillige Fußform mit flachem Spann aber breitem Vorderfuß, als wäre auch hier ein Schuhmachermeister persönlich zum Anpassen gekommen.
Von soviel Passgenauigkeit restlos begeistert, wurden jetzt auch noch die Weste.. Äh, der Bodywarmer.. und die Jacke aus dem Karton gezogen. Beides wieder mit einem sehr … sagen wir mal „taillierten“ … Eindruck. Die Erfahrung zeigt, dass ich ein ungewöhnliches Oberarm-Schulter-Brust-Bauch-Verhältnis zu haben scheine. Trotz soeben gemachter positiver Überraschungen, schwand schon wieder die Hoffnung, diese Kleidungsstücke überhaupt anprobieren zu können.
Ihr wisst was kommt: die Erkenntnis. Und wie auf den Fotos zu sehen zwei weitere überzeugende Kleidungsstücke.
Gerade die Tom Tailor Denim PU Bikerjacke Kunstleder Black hat es mir echt angetan. Vielleicht erinnert sie mich auch einfach nur an meine Motorradzeiten. Aber das ist so ein richtiges Gut-ausseh-und-trotzdem-kuschelig-wohlfühl-Teil! Und die passt! Schulterbreite, Ärmeldurchmesser, Ärmellänge, Brust- und Taillenweite, die passt einfach.
Gleiches gilt für den Jack & Jones Core & Original Slick Bodywarmer Black – kurz gesagt für die Weste.
Schick und trotzdem kuschelig. Wiegt nix. Passt. Auch ein schönes Stück. Und was eigentlich eher für Frauen interessant wäre: die macht nochmal ein wenig schlanker.
Alles in allem muss ich zugeben, dass mich wirklich jedes anprobierte Teil überzeugt hat.
Gerade Hose & Gürtel sowie die Jacke würden im Normalfall meinen sofortigen Zuschlag bekommen. Wobei ich die Hose auf Grund oben beschriebener geringfügigen Gewichtsschwankungen für einhundert Euro dann wohl eher in der Größe 33×32 nehmen würde – sofern überhaupt erhältlich. Für den Fall, dass ich irgendwann doch wieder einer sitzenden Tätigkeit nachgehen sollte… Oder wieder mehr Zeit zum Kochen finden sollte.
Ein paar Kilos drauf zu bekommen geht schnell, das wisst Ihr ja alle.
Dauerhaft eine bestimmt Marke nicht zu überschreiten, kostet hingegen einiges an Arbeit. Zumal man ja die besonders guten Stücke auch eher zu wichtigen Events anzieht. Die dann parallel wie z. B. die Feiertage gleichzeitig mit viel Schlemmerei, viel Trinkerei oder gar beidem einher gehen. Was hilft mir denn die beste Hose, wenn ich Angst haben muss, meinen Gegenüber mit dem Knopf zu erschießen, wenn ich den Größenbereich zu deutlich überschreite? Nein, das ist irgendwie unentspannt. Dazu esse ich vor allen Dingen auch zu gerne.
Aber für den augenblicklichen Zeitpunkt, ist dies ja auch nur eine hypothetische Frage.
Für den bisherigen Verlauf dieser eigentlich als Test geplanten Aktion, bin ich bisher oft und kräftig positiv überrascht worden. Mit so wenigen Infos eine solche Trefferquote zu landen ist schon aller Ehren wert. Mit wird schon fast mulmig, wenn ich darüber nachdenke, welche Klamotten mir ausgesucht würden, gäbe ich ausführliche Infos, Wünsche und Ideen im persönlichen Gespräch an meinen Bearbeiter weiter. Vielleicht noch ein paar harte Fakten in Zentimeterangaben zu meinem Astralkörper. Nach den ersten Erfahrungen würde ich dann schon die perfekte Auswahl erwarten.
Bis dato gilt: die Benotung gibt´s frei nach Harry Potter!
„Erwartungen übertroffen“! … Immer noch mit der Chance auf ein „Ohnegleichen“ …
Ich wünsche Euch einen guten Start in die neue Woche, Euer Tobi