Mordgedanken

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Wenn ich keine Zukunft mehr sehe, dann gehe ich eben. Das ist das einzige, was mir niemand verbieten kann.

Und selbst dann verfolgen einen noch die rechtlichen Pressalien. Trotzdem eine meiner Grundeinstellungen. Schließlich haben wir alle das verfassungsmäßige Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. Eingeschränkt „nur“ durch die Rechte anderer. Das hört sich toll an, bringt aber in unserer Gesellschaft überhaupt nichts.

Da gibt es nazistische Persönlichkeiten wie meinen Ex-Arbeitgeber, die nur Leben um sich andere Untertan zu machen. Ja so gar nicht mein Ding. Folglich zog es mein Ex-Chef vor, lieber einen monatelangen Gerichtsstreit abzuwarten, bloß um mir eins auszuwischen. Seine anfallenden Kosten waren ihm dabei egal, Hauptsache mein Leben möglichst kaputt machen.

Dann gibt es da unfähige Sachbearbeiterinnen bei der Techniker Krankenkasse. Die nicht nur erst durch leere Versprechungen glänzen, sondern anschließend auch noch so dreist sind, anscheinend überhaupt nicht mehr zu arbeiten. Seit sieben Wochen warte ich auf das mir zustehende Krankengeld. Keine Reaktion. Stattdessen der blanke Hohn: „Ihr Antrag auf psychotherapeutische Behandlung ist bei uns eingegangen. Gern klären wir für Sie, ob wir die Kosten dafür übernehmen können. Aus diesem Grund haben wir Ihren Antrag an einen unabhängigen Gutachter weitergeleitet…“ Ja spinnen die da jetzt alle? Ich war gerade beim MDK! Der hat meine Arbeitsunfähigkeit bescheinigt und eine stationäre Therapie, gerne auch in einer Tagesklinik, ausdrücklich befürwortet. Was gibt´s denn bitte noch für Fragen??
Keine. Richtig. Stattdessen warte ich immer noch auf mein Krankengeld seit dem 25.3. Die schon vom Oberarzt in Lipperland ausgelachte Sachbearbeiterin, ist nicht ans Rohr zu bekommen. Stattdessen kam heute, was kommen musste:

„Hiermit sprechen wir Ihnen die fristlose, hilfsweise fristgerechte Kündigung aus.“ Meine überbeleibte Vermieterfamilie, mögen sie auch das zweite Jahr in Folge etwas genervt ob meiner Außenstände sein, zeigen sich also wie erwartet eher herzlos als die von ihnen gepredigte Freundlichkeit zu zeigen. Offensichtlich nagen sie gerade wieder am Hungertuch. Mag wirklich so sein. War lange kein Wildschweinfell mehr in unserer Mülltonne. Im Moment finde ich es übrigens bestens nachvollziehbar, dass der kürzlich ausgezogene Iraner unten unserem Dicken mal richtig eins auf die Nase gegeben hat! Was ich gerne tun würde, schreibe ich hier jetzt lieber nicht, vielleicht hat jemand anderes noch ähnliche Gedanken und dann bin ich noch Schuld, dass deren Anwesen in Almhorst in Flammen aufgegangen ist oder so. Ne, ne. Den Schuh zieh ich mir nicht an. Wenn, will ich wenigstens meinen Spaß daran haben… Dann stehe ich da auch zu! Wie immer für das, was ich tue.
So bleibt mir nur die fristlose (zum 26.5.), die auch schon hinfällig ist, sowie die fristgerechte, wenn ich das richtig sehe zum 31.8.2015. Unverschuldet. Und mit maßlosem Hass im Bauch.

Nun würden viele meiner Freunde behaupten, ich könne das doch nicht so auf mir sitzen lassen. Selbst wenn man nun einiges hinnehmen müsste, wie der Verlust meiner über alles geliebten Wohnung hier in meinem Block, müsste ich doch eigentlich meinem Wesen entsprechend richtig dicke Geschütze auffahren. Schließlich ist mein oft kritisierter Lebenslauf nicht ohne Grund so lang. Ich begnüge mich nicht damit, Recht zu haben, ich kämpfe auch darum, Recht zu bekommen. Was vielen möchtegern Vorgesetzten häufig bitter aufstößt. Ist ja nicht mein Problem. Verhält man sich mir fair gegenüber, bin ich der liebste und fleißigste Angestellte, den man sich wünschen kann. Verarscht man mich, werde ich bitter böse.
Selbst meine eventuelle Therapeutin, hat vorgeschlagen, meine Grundeinstellungen vielleicht ein wenig zeitgemäßer und arbeitgeberfreundlicher zu gestalten. Das eine Psychotherapie ans Eingemachte geht, ist mir klar, deswegen will ich sie ja auch. Dazu gehört auch, seine eigenen Ideale zu überdenken. Natürlich. Aber ich kann mich nicht von vorneherein dazu bekennen, all das was mich ausmacht, abzuhaken. Mich dieser kaputten Gesellschaft zu ergeben. Nie und nimmer. So ein Leben würde mir keinen Spaß machen. Ich würde nur leiden wie ein eingesperrter Tiger in einem viel zu kleinen Käfig. Das hab ich die letzten Jahre. Aber offensichtlich ist mir auch nicht die Zeit vergönnt, mein Leben in die richtigen Bahnen zu lenken. Nicht einmal das ermöglicht dieser Trümmerhaufen von Pseudo-Sozialgesellschaft.

Wie ich die letzten Wochen erfahren durfte, haben viele Menschen ehrlichen Respekt vor dem Müll, durch den ich mich seit nunmehr einem Jahr wühlen muss. Alle haben zwar ihre eigenen Probleme, aber für die meisten ist es im Vergleich zu meiner Existenzkrise dann doch eher gefühlt ein Luxusproblem. Das mag sein, trotzdem ist es natürlich so, dass sich jeder erstmal selbst am nächsten steht – und das ist auch gut so. Schließlich können wir nur geben, was wir übrig haben. Solange es uns selber nicht gut geht, ist es fast unmöglich noch etwas von sich selber zu geben, ohne völlig unter die Räder zu kommen. Ich muss oft an das Gleichnis von Engel Nr. 2 denken, mit dem Tunnel und der Schale. Den Tunnel hab ich lange schon geschlossen. Nur dummerweise versucht dauernd jemand, meine Schale umzuwerfen…
Doch alle ehrlichen aufbauenden Worte helfen mir natürlich weder beim Dach überm Kopf, noch bei den anderen finanziellen Engpässen. Und die, die helfen sollten, tun ihr möglichstes, mir mein Leben schwer zu machen.

Der Unfähigkeit der Techniker Krankenkasse habe ich es nun zu verdanken, dass ich meine über alles geliebten vier Wände hergeben muss. Früher oder später.
Andererseits habe ich vor wenigen Tagen noch mit meinem Vermieter gesprochen, aber konnte natürlich meine Versprechungen nicht einhalten, weil das mir zustehende Geld nicht kommt. Insofern kann ich das ein wenig nachvollziehen. Die müssen ja auch zusehen, zu ihrem Geld zu kommen. Trotzdem habe ich ihm nachdrücklich erklärt, dass man mich aus dieser Wohnung tragen werden muss, will man mich hier raus haben. Wie auch immer.
Dies  habe ich immer schon gesagt und auch hierzu stehe ich. Was mich jetzt in eine sehr endgültige Zwickmühle bringt.

Wer mich kennt, weiß, dass ich immer zu meinem Wort stehe. Auch das macht mich aus. Begründet die vielen Freundschaften, die länger als zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahre halten. Wie das Horoskop schon sagte: „wen ein Krebsmann einmal in sein Herz geschlossen hat, der wird auf ewig einen echten Freund haben“. Ich fühle mich sehr wohl in meiner Rolle als Weltverbesserer und der Mischung aus Dumbledore und Robin Hood. Es gibt einfach zu wenige ehrliche Typen in unserer Gesellschaft. Am Ende denken die meisten doch ausschließlich an sich selber.
Ich wollte gerade schreiben, ich such noch meine Rolle in diesem Leben und definiere mich daher lieber dadurch, anderen zu helfen und ein Lächeln auf´s Gesicht zu zaubern. Aber im Prinzip suche ich meine Rolle ja nicht, ich habe sie längst gefunden. Ich bin eben der Weltverbesserer. Der Gerechtigkeitsfanatiker. Der Aufräumer und Aufwühler. Aber vielleicht funktioniert die Gesellschaft ohne Typen wie uns wirklich besser. Die einen leben auf Kosten der anderen, diese nehmen das hin, weil es eben so ist. Und alle geben sich damit zufrieden… Die ersten natürlich mehr als die zweiten.

Allem Scheiß zum Trotze, habe ich mich heute wirklich noch zum Tanzen geschleppt. Und treffe auf dem Stückchen Fußweg zur Tanzschule meinen alten Kollegen von JalouCity. Der da auch heute noch ist. Respekt. Auf die Frage, wie´s mir geht – auch er wird sie nicht mehr stellen – gab´s wie gewohnt eine ehrliche Antwort. Die, wie ebenso gewohnt, schockierte. War trotzdem schön zu sehen, dass aus dem „Baby“ von Nico und mir so ein gestandener Verkäufer geworden ist. Bin schon stolz auf ihn.
Dann ging´s schnell zum Tanzen. Nicht ohne meiner Ingrid und einem ihrer Tanzpartner aus dem Fortgeschrittenen-Bereich mein Leid zu klagen. Die beiden sahen zwar auch ein, dass der Geduldsfaden meiner Vermieter irgendwann reißen musste, doch gaben sie mir noch einige Tipps an die Hand. Die aber allesamt viel Arbeit und Kampf mit wenig Aussicht auf Erfolg versprechen. Und doch griff wieder mein Notfallplan. Die eineinhalb Stunden in der Tanzschule zauberten mir ganz schnell wieder ein Lächeln auf´s Gesicht und ich konnte für wenige Momente vergessen, was auf meiner Seele lastet. Außerdem waren schon wieder einige neue Paare dabei, was auch entsprechend neue Tanzpartnerinnen bot. Die Frauen heute durchweg talentierter als anwesende Herren. Ich hatte meinen Spaß. 😉
Als ich dann zum Schluss noch Winfried kurz darauf hinwies, dass ich am Mittwoch wieder kommen werde, weil ja schon letzten Mittwoch deutlich zu wenig Herren dagewesen wären ohne vorherige Ansage, bekam ich die Antwort: „Ja, auf jeden Fall. Da kommt auch Bärbel, eine nette Journalistin…“
Im Nachhinein frage ich mich, ob mir dies etwas sagen sollte… Aber wahrscheinlich ist es eher das Unterbewusstsein, welches versucht, nach irgendeinem Strohhalm des Guten zu greifen.

Ein Lacher noch zum Ende gefällig? Nachdem ich seit Wochen um meine Arbeitsunfähigkeit kämpfe, obwohl alle behandelnden Ärzte mich für weiterhin arbeitsunfähig halten und das Arbeitsamt ja neulich nichts von mir wissen wollte, weil ich nicht arbeitsfähig sei und damit die TK weiter zuständig, bekomme ich heute einen Vermittlungsvorschlag. Zu Randstad Zeitarbeit.
Es ist der blanke Hohn…

Vielleicht könnt Ihr jetzt verstehen, warum ich mich in dieser Welt gerade völlig fehl am Platze fühle. Außer zwei bis dreimal die Woche abends. Aber ansonsten scheine ich wohl nicht gesellschaftsfähig zu sein.

Schönen Abend noch…