Viele Grüße und ich bin so froh, dass Du Recht behalten hast mit „Sag niemals nie“ als Du mir Deine Mailadresse gegeben hattest.
So endet die lange, lange Mail, die ich heute von Engel Nr. 2 bekommen habe. Damit wurde ein mal wieder fast verloren geglaubter Tag eindeutig gerettet.
Anfang der Woche hatte die gute Dame zwei Bücher von mir bekommen, eines für sich, eines für eine zukünftige Reha-Besucherin. Wer mein Buch gelesen hat, kann sich vielleicht an die Szene vorm Fahrstuhl erinnern, als ich ihr noch meine Mailadresse in die Hand gedrückt hatte. Ihre Ansicht dazu kennend, musste ich wenigstens versuchen, den Kontakt zu dieser besonderen Person nicht abreißen zu lassen. Ob und wann sie sich meldet, lag von da an in ihrer Hand. Nicht zuletzt dieser Umstand sorgte für Ihren Beinamen und eine der größten Auszeichnungen, die ich je ausgesprochen habe: Nanny McPhee.
Im Vergleich zu noch folgenden Wochen war mein Kontakt zu Engel Nr. 1 & 2 bekanntermaßen auf ganz wenige aber für mein Leben wichtige Momente beschränkt. Während eines einzigen Laufes durch den Kurpark, hat mir die völlig fremde Person nicht nur den Kopf sondern die Seele gleich mit gewaschen.
Unter der ehrlichen Anerkennung meiner bisherigen Wertesammlung von der Jugend- und Auszubildenden Vertretung im Robert-Koch-Krankenhaus über die Sterbebegleitung als Zivi, weil ich einfach dankbar war, dass die Dame mich jeden Tag zum Lachen gebracht hat. Da konnte ich sie doch nicht alleine sterben lassen. Und die Nachtschicht hat keine Zeit für sowas. Über Shops und Onlineshops, die auch lange nach mir noch Geld abwerfen und erfolgreich am Markt etabliert sind, denen ich aber sozusagen auf die Welt geholfen habe. Über meinen Mut und meine Kraft, mich immer wieder auch oder gerade für andere so richtig in die Nesseln zu setzen und den Mund aufzumachen, wo andere sich nicht trauen. Bis hin zu meiner empathischen Gabe. Ich erinnere mich, dass ich in bester Monktradition so etwas sagte (oder dachte?) wie „ein Segen… und ein Fluch“. Dabei mache ich nichts besonderes. Ich spür´ wohl nur irgendwie eher als ein vergleichbarer Durchschnitt, wie sich mein gegenüber fühlt. Und dann hör´ ich bloß zu. Trotzdem denke ich manchmal, „Arschloch“ wäre für mich erfolgreicher. Aber so kann ich eben nicht sein.
Über alle solche Dinge hinweg sagte sie: „Ich verstehe nicht, worauf du wartest. Leg los. Du weißt doch, was Du kannst.“ Zumindest inhaltlich. Und die Worte dermaßen überzeugend sprechend, dass nicht die Spur von einem Zweifel daran blieb.
Mit dem Glück, auch hier draußen Engel zu finden, gab es dann tatsächlich jemanden, der den Kontakt wieder herstellte. Als ich die erste Mail von Engel Nr. 2 erhalten habe, war ich an diesem Abend kaum noch in der Lage, einen vollständigen Satz zu bilden. Und am nächsten Tag bin ich zum ersten Mal hier draußen gelaufen. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob hierbei ein inhaltlicher Zusammenhang besteht. Aber wer glaubt schon an Zufälle?
Sie schreibt, wie sie das Buch vor Lachen aus der Hand legen musste, genauso wie auch die traurigen Stellen auf sie wirkten. Und atmete auf, als Engel Nr. 3 ins Spiel kam. Und freut sich über meine Fähigkeit, trotz schwarzer Stunden immer zu sehen, was an Gutem um mich herum passiert.
Es ist schön zu wissen, dass auch Ihr mein Farbenspiel in Lipperland gefällt. Das ist natürlich immer ein wenig subjektiv, wenn man selber im Buch vorkommt. Trotzdem scheint es auch sie lebhaft zu unterhalten. So wie ich bisher außer einigen konstruktiven Anmerkungen und neuen Ideen stest positives Feedback bekommen habe.
Zeit, den nächsten Schritt anzugehen. Als erstes die Neugestaltung der Internetseiten. Dies hatte einfach Vorrang. Die meisten aller schauen doch zuerst ins Internet. Also ist hier ein vernünftiger Auftritt zwingend erforderlich.
Schritt zwei sind die Lipperländer Geschäfte. Ein Türöffner könnte hierbei natürlich die Liste der von mir empfohlenen Adressen sein, vorneweg die Buchhandlung in der Fußgängerzone. Die Gedanken kreisen schon lange um dieses Thema, trotzdem ist der Stein der Weisen noch nicht gefunden. Es bleibt Nummer 1 auf meiner Kreativ-Liste.
Komm´ doch bitte Mittwoch vorbei. Ich bekomme neue Mädels.
Um Euren schmutzigen Gedanken und der Kreativität des Kopfkinos noch einige Augenblicke zu geben, schreibe ich gerade ein paar völlig überflüssige aber zeitfüllende Worte, über die Ihr nicht weiter nachdenken müsst.
Nun ist aber auch gut.
Nicht ohne Hintergrund war ja die Tanzschule eine der ersten Änderungen in meinem Leben. Mittlerweile in der Gewissheit, dass dieser „Gute-Laune-Anker“ tatsächlich funktioniert, sind die Besuche ebenfalls an „schlechten“ Tagen Pflicht geworden. Auch heute wollte ich ein wenig von mir selber überzeugt werden. In Anbetracht der noch kommenden Feier- oder Brückentage entschied ich mich dann endgültig, mir etwas gutes zu tun.
Es kam, was kommen musste. Aufgrund der Vielzahl neuer Tanzschüler, wurden wir wieder auf die Fortgeschrittenen upgegradet. Und erneut stellte mich dies vor das Problem, dass mir einfach die Schritte fehlen. Das meiste dort habe ich wenige Male als Grundschritt gehabt. Manches noch gar nicht. Eigentlich mache ich ja auch einen Disco-Fox-Kurs. Hier wird alles getanzt, nur kein Disco-Fox. Vor zwei von drei Tänzen muss ich also zur guten Marianne gehen und mir wenigstens den Grundschritt ins Gedächtnis rufen lassen. Das Vortanzen liegt meiner lieben und erfahrenen Tanzpartnerin leider so überhaupt nicht. Das erzeugt bei mir eher noch größere Sorgenfalten, weil es sich dabei um so ziemlich alles handeln könnte, was wir schon hatten.
Ist einfach auf Dauer eine eher unangenehme Situation. Auch wenn das von mir Gezeigte technisch dann völlig okay ist, fehlt mir im Vergleich zwischen den beiden Kursen einfach extrem viel Handwerkszeug.
So sind wir einvernehmlich relativ schnell zurück in den Anfängerkurs. Mit zehn Paaren auch wirklich extrem gut besetzt. Wir beide natürlich ein wenig unterfordert. Trotzdem konnte ich der Grundlagenforschung ihren Reiz abgewinnen. Es gibt eine Drehung beim Disco-Fox, die setze ich grundsätzlich verkehrt an, irgendwie hat sich das so eingeprägt. Funktioniert auch, ist beim Tanzen auch völlig egal, wenn die Frau mitmacht. Hinterlässt aber bei mir immer ein ungutes Gefühl und alleine der Gedankengang reicht für einen verpatzten Schritt… Da wir genau die Figur heute gemacht haben, war das eigentlich ziemlich optimal zur tieferen Umprogrammierung. Außerdem werden hier die Partner immer mal wieder durchgetauscht, was ich extrem reizvoll finde. Es ist jedes mal faszinierend, mit einem völlig anderem Menschen ein paar Schritte zu tanzen. Selbst unter den Damen der Welt gibt es Exemplare, die das Vorurteil die talentierteren Tänzer zu sein, aber völlig ad absurdum führen. Nun könnte man mit dem Mann argumentieren, der ja führen sollte. Und tatsächlich haben mich diese häufigen Partnerwechsel diesbezüglich weitergebracht. (Aus dem Zusammenhang gerissen, hört sich der letzte Satz jetzt irgendwie merkwürdig an.) Ich gehe jetzt anders ran an die Frauen. (Es wird nicht besser…) Funktioniert auch bestens. Beim zweiten, spätestens dritten Durchgang der Figur ist sie auch als solche zu erkennen. Den ersten braucht man meist, um sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen. Insbesondere eine wechselnde Körpergröße zwischen 1,50 und fast 2 Metern sind da durchaus eine Herausforderung. Außerdem definiert sich hier der persönliche Tanzbereich. Das kann ich nicht besser formulieren. Jeder lässt einen völlig fremden anders an sich heran und bei manchen, ganz wenigen, da muss ich die Arme schon ausstrecken um annähernd eine Tanzhaltung hinzubekommen. Das ist dann mit den Schritten auch eher schwierig. Vom Führen ganz abgesehen. Aber die allermeisten sind zumindest für die Tanzschule schon so offen, dass das bestens funktioniert.
Dann gibt es aber auch noch den Typ „störrisch wie ein Esel“. Unterschieden in zwei Sonderformen: a) ganz selten, tänzerisch begabt und b) ca. 95%, tänzerisch eher unbegabt.
So ergaben sich durchaus auch schon Situationen, wo eine, wie soll ich sagen…, mir gegenüber sehr athletisch und größer gebaute Frau soviel Initiative ergriff, dass sie mich förmlich durch die Luft wirbelte. Oder ich hatte das Gefühl, einen großen unbeweglichen Stein vor mir zu haben. Verschieben ausgeschlossen. Was mich dann schon ungewollt zu einem kleinen Gefühlsausbruch wie „wir sollten jetzt anfangen“ oder ähnlichem verführen kann. Aber ist nicht wirklich böse gemeint und auch noch nie so aufgefasst worden. Insgesamt gesehen, ist Partnerwechsel also durchaus lehrreich. (Nehmt´s, wie Ihr wollt…)
Und so kam es am Ende eines selbstverständlich wieder unterhaltsamen und lustigem Tanzabends dazu, dass ich von Marianne (Inhaberin, Tanzlehrerin) nochmals angesprochen wurde, mit eben jenem Satz, der diesen Artikel hier einleitete. „Komm´ doch bitte Mittwoch vorbei. Ich bekomme neue Mädels. Wir wollen Dich mal ein wenig in Schwung bringen.“ In Anbetracht der Tatsache, dass die länger erkrankten Tanzpartner meiner Ingrid auch bald wiederkommen, ohnehin ein Punkt, den ich im Auge habe. Und auch von der Tanzschule wahrgenommen. Selbst wenn ich behaupten möchte, das tatsächliche wie gerade auch das zukünftige tänzerische Temperament-Potential differiert gravierend für die geschulten Augen einer jahrzehntelangen Tanzlehrerin und professionellen Tänzerin, was den eigentlichen Ausschlag gegeben haben mag. Richtig gute Lehrer nehmen nicht nur die überforderten war, sondern auch die unterforderten.
Wie dem auch sei, ich bin gespannt, was der Markt am Mittwoch so hergibt. 😉
Der Rest des Tages lässt sich dann kurz zusammenfassen: vollständig zum Vergessen.
Drum sag´ ich nun auch „Gute Nacht“, der Dienstag steht an. Mit Gewitter-Sturm und Hagel-Schauer.
Lassen wir eben die Sonne im Herzen scheinen.
Euer Tobi